Abschied - Trauer - Trost

Gedichte, Texte, Lyrik, geschrieben von Monika Minder, 2022

Herbstblätter

Die Herbstblätter
nicht zählen,
sie tanzen
lassen
durchs
Fenster
wie eine
Widmung.

(© Monika Minder, 30. Okt. 2022)

Ein Trost

Ein Trost, wo alles sich bewegt,
wie alles steht, wo es steht.
Wie die Bäume.

(© Monika Minder, 17. Juli 2022)

Es ist gut Augenblick

ES IST GUT AUGENBLICK.
AUCH WAS SICH IN LUFT
AUFLÖSTE WIE VÖGEL
LEUCHTET HELL IN
DIE GESCHICHTE.

(© Monika Minder, 12. Juli 2022)

Kleine Verbindungen

Was du nicht mehr hören konntest: Müssen,
sollen und man tut doch. Geräumt die Schränke, wohin sonst mit den Lebensläufen.

Anfang Mai kam schon das Rosa, zuerst
die Kirsch- und dann die Apfelblüten, der
späte Löwenzahn nebst Pusteblumen und
langen Gräsern in ungemähten Wiesen.

Da, ein Schmetterling, für einen kurzen
Augenblick im Blick. Ein Zettel auf dem Tisch.
Du wolltest noch einmal Kleider kaufen.
Doch der Lebenssaft wich.

Die fehlende Geborgenheit hat sich als falsche Versicherung in deine Geschwüre gebrannt.
Was zwischen den Fingern in Sand zerfiel, das Glück, die Hoffnung, die Erwartung an eine
Freiheit, die du noch gar nicht kanntest.

Ob es dich weitergebracht hätte mit den langen Schatten, den quälenden Monstern in deinem Kopf. Wo du die Vögel nicht mehr zwitschern
hörtest, und der Frühling dich ekelte.

Der Hunger schwieg und die Sterne. Nur die Verzweiflung wolltest du noch einmal spüren
und ein zwei Worte des Abschieds.

Kleine Verbindungen.

(© Monika Minder, 25. Mai 2022)

> Für meine Mutter 22.3.1940-14.5.2022

Blumenstrauss

Das Leiden hat ein Ende.
In einem anderen Zimmer
wartet ein Blumenstrauss
auf dich.

(© Monika Minder, 11. Mai 2022)

Meine Mutter

Wenn man so geworden ist, wie man
als Frau werden musste, blieben nur
ein zwei Hoffnungen und Träume.

Das Glück ist dir nicht gerade in den Schoss gefallen, wenn man so denkt, wie wir das normalerweise tun. Vielleicht bist du aber
gerade dadurch von einigem verschont
geblieben, von dem ich mich auch gerne
aus dem Staub gemacht hätte.

Eingeigelt lässt sich auch leben,
mit der Angst und den Träumen.
Ob wir uns gemeinsam an etwas
erinnern würden, jetzt, wo der
Lebenssaft kaum mehr auffüllbar
scheint und Abschiedlichkeit
zu aufdringlicher Nähe wird.

Ohne satt zu werden, träume ich
mich an ein zwei Hoffnungen satt.

Wo man doch
auf den Mond
fliegen kann.

(© Monika Minder, 13. März 2022)

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