Seit Jahrzehnten wissen wir um die ökologischen und klimatischen Probleme. Grundlegend geändert hat sich nichts. Die Wirtschaft stanzt Parallelindustrien aus dem Boden, die weiterhin Ressourcen verschlingen, Ausbeutung und soziale Ungleichheit fördern. Riesige Industrien für die Entwicklung von E-Autos, E-Fahrrädern und jeglicher Geräte, die Batterien benötigen. Batterien werden unter anderem aus Lithium und Kobalt hergestellt. Kobalt kommt zu 70% aus dem Kongo. Lithium aus Australien, China und Chile.
Egal, ob es sich um Erdöl oder Batterierohstoffe handelt, die Gewinnung ist mit ökologischen und sozialen Belastungen verbunden. Die CO2-Ausstoss bei der Produktion von Batterien ist zudem erheblich.
Die ökologischen Probleme wurden bisher nur "von aussen" versucht zu lösen.
Zahlreiche dieser Ansätze verstärken jedoch die Umweltproblematik nur noch. Auf Reduzierung von Konsum zu setzen, funktioniert nur, wenn eine Krise bereits besteht und auch nur so lange wie eine Krise besteht.
Der Mensch hat Grundbedürfnisse, diese er sich weitestgehend zu erkaufen sucht. Glück, Sicherheit, Liebe, Freiheit. Von diesen Grundbedürfnissen lebt die Wirtschaft, die mit ihren sicherheits-, freiheits- und glücksbringenden Angeboten immer wie aggressiver (ver-) lockt. Damit wurden und werden abhängige Menschen "gezüchtet", die nicht mehr in der Lage sind, sich Freiheit, Sicherheit, Liebe und Glück anders zu verschaffen als durch materielle Dinge.
In einer hochindustriellen Welt geht der Bezug zur Natur und damit zu sich selbst immer wie mehr verloren. Kein Auto der Welt verschafft nachhaltig Freiheit, wenn man sonst in Ketten liegt. In abhängigen Arbeits- und privaten Beziehungen, in gesellschaftlichen und selbstgemachten Normen, in Traditionen und Rollen, die längst nicht mehr passen, die jedoch jede Menge an Unzufriedenheiten schüren und Möglichkeiten für individuelle Wege versperren.
Krisen sind von Menschen gemacht, die vor allem nach Macht und Erfolg streben. Jedoch wird Erfolg immer nur materiell gewertet. Niemand spricht von individuellem Erfolg im Sinne eines Individuationsprozesses, der angestrebt werden kann, und der uns zu mündigeren Menschen macht.
Ein mündiger Mensch ist weniger fremdbestimmt, nicht nur verhaftet an kollektive Werte und Normen. Er wird bestenfalls immer wie mehr Seiten an sich selbst kennenlernen und mit diesen in Kontakt, in Beziehung treten. Eine Kommunikation führen mit diesen inneren Seiten, die sich dann in Form von Ausdruck und der Hinwendung zum Anderen auch wieder öffnen kann.
Diesem mündigen Menschen wird man kein A mehr für ein U vormachen können. Er wird sich die Freiheit nicht über ein Auto kaufen, die Individualität nicht über eine Mode und die Stille nicht über ein Seminar.
Solange wir Parallelindustrien aufstellen, werden wir weder die Klimakrise noch die ökologischen Probleme lösen. Ganz im Gegenteil werden wir damit weiterhin soziale
Ungleichheit fördern und uns noch mehr in Schwierigkeiten bringen.
Stellen wir uns doch die Frage, wieso wir uns zu abhängigen Konsumidioten machen lassen, denen man hinter jedem Produkt
ein Glückshormon verkaufen kann.
Die ökologischen Probleme können wir nur lösen, wenn wir sie auch "von innen" angehen.
(© Monika Minder, 13. Nov. 2022)