Gedehnt die Tage
ins Dunkle
wechseln
mit den Farben.
Grundsätzliches
in einem
Seelentief
aufgewühlt,
unbekannterweise.
Auch welke Blätter
leuchten golden
und wirbeln auf,
wie Träume
Zärtlichkeiten.
(© Monika Minder, 4. Okt. 2022)
Stille ertragen
Aushalten das Aufgewühlte
neue, nie Dagewesene,
aber Vorgezeichnete,
das sich durchbrechen
und sich zärtlich wie
ein Schmetterling auf
eine Blume in deine
Seele legen will.
(© Monika Minder)
Weit weg bist du
und doch so nah.
Wie es war, damals.
Wir haben es erlebt,
die Zeiten waren auf
Flucht eingestellt.
Auf der Suche nach Freiheit
und der grossen Liebe,
immer die Musik im Gepäck
und das nackte Sein.
Rauh war es,
das Leben.
Und jetzt! Die Freiheit lässt
sich nicht einlösen, sagt
die Sehnsucht uns.
Irgendetwas vermissen
wir immer.
(© Monika Minder)
Geborgenheit:
Seine Flügel leicht
wie ein Schmetterling
dem blauen Himmel
anvertrauen.
(© Monika Minder, 27. Aug. 2022)
Unaufhörlich hörlich tickt es
zwischen dem Jetzt und dem Jetzt.
Auch wenn man eine zeitlang schweigt,
der Ballast bleibt, es lebt sich mit ihm
zwischen dem Heute und dem Heute,
vor den Augen der Augen, die es
sehen, aber nicht hören wollen.
Nur nachts, da kommt das Leben
vorbei, das Heute, das Jetzt,
das Leben, im Sterben das Leben.
(© Monika Minder, 16. Aug. 2022)
Still werden,
langsam werden,
sich Zeit lassen
in einer Zeit der Eile,
der Wut auf mehr,
in der alles gestern fertig
und sich selbst fertig,
wie ein Buch, das man in
einem Atemzug und am Ende
doch nicht weiss, was man
gelesen hat.
Zeit lassen, still werden,
langsam auch, weil nichts
einfach fertig, weil alles Weg ist.
Hinsehen, hören, wie gut lesen,
achtsam, tief, mit zarten Sinnen,
mit offengelassenen Fenstern.
(© Monika Minder, 23. Juli 2022)
Dasein im Teilen,
teilbar unteilbar
bleiben und auch
das Leise
klangvoll
bewohnen.
(© Monika Minder, 13. Juli 2022)
Mit neuen Ideen
alt werden
Jung denken
an alten Geschichten
Teilen
vom satten Leben
vom satten Sterben.
(© Monika Minder, 12. Juli 2022)
Irgendwo hängen die Gefühle zwischen Stühlen, wie Blätter, die nächstens vom Baum fallen. Noch ist Sommer, und man gibt sich jung. Abgenommen, fürs Bikini getrimmt, jedenfalls war es so vorgesehen. Der Sommer kam überraschend früh und für alles blieb keine Zeit. Jetzt hängen die Gefühle und dazwischen tropft das Eis auf den heissen Asphalt, bildet einen gelblichen nassen Kreis, der alsbald zu feinen Sandkörnchen vertrocknet. Wie wenn sich das ganze Leben nur auf diesen einen Punkt fokussierte. Diesen zerschmolzenen Fettklumpen, der sich unbedingt lösen und befreien sollte. Wie Fossilien scheinen manche Gedanken eingemauert. Wie wenn es nichts anderes zu feiern gäbe.
(© Monika Minder, 19. Juni 2022)
Senkrecht brennt die Sonne,
lockt das Wetter die Bauern.
Das hohe Gras wird gemäht,
gedreht und eingebracht.
Traktoren grösser als je
rattern durch das stille Dorf.
Kuhglocken, dazwischen der
Wind, der den Sonnenschirm
knatternd biegt und sein
wahres Alter sichtbar macht.
Rot, der Klatschmohn lacht
aus Nachbars Garten wie ein
Aufruf zu mehr Lebendigkeit.
Ein Zwitschern im Haselnussbaum,
meinem Schattenspender, ein Rufen
und Pfeifen. Die Vöglein reden noch
miteinander. Wo es leiser wird,
wenn die Alten sterben.
(© Monika Minder, 14. Juni 2022)
An manchen Orten durchdringen
Drähte von Strommasten den roten
mit Wolken behangenen Himmel
und streifen die Tannenspitzen,
wie wenn sie Altmodisches
aufhalten wollten
und den sich
sukzessiv verlierenden Tag.
Spuren der Zivilisation im
entferntesten Winkel der Welt.
Alles glimmt noch einmal auf,
wenn die Sonne liebevoll
über die Erde streift und
in aller Leben zärtlich
ihre Schatten flüstert.
(© Monika Minder, 6. Juni 2022)
Ruhig im Schatten vor dem Haus,
genügsam mit mir und der Natur.
Löwenzahn und lange Gräser wiegen
sich zu einem Blumenstrauss.
Ich verstehe die Stille des Himmels,
der Menschen Verhalten nicht mehr.
Noch freut sich mein Herz wie die
Blumen,
die sich den Schmetterlingen versprechen
und die Tiefe der Liebe sehen.
(© Monika Minder, 27. Mai 2022)
Irgendwo gackert ein Huhn,
Blumen summen den Honig zu Tode.
Die Zeit dreht der Geschichte den Hals,
wie den Wind um die Ohren.
Nur die Schmetterlinge lispeln
fröhlich durch Raum und Zeit.
Fern von Traditionen braucht es
keine Gründe für das Sein.
(© Monika Minder)
Du wirst wiederkommen,
Argwohn.
Ich warte unvoreingenommen,
lasse dich wohnen.
Zerrreisssende Stürme in meinem Geist.
Zeig mir die Abgründe,
wenn du den schmalen Weg mir weist;
Verbündete.
(© Monika Minder, 20. Mai 2022)
Wo Blumen uns einsamer ins Gesicht lachen,
in einer Zeit, wo keine Tauben fliegen,
die Tage schwer fallen, Blicke sich leise
in der Hilflosigkeit kreuzen, warten
und hoffen in der Unfassbarkeit,
wo das Rot tot und auch das
eigene Leben sortiert in
alte und neue Fragen
blüht und Tulpen
sich mühen ein
Licht nach oben
zu tragen.
(© Monika Minder, 18. März 2022)
Ein Aufbruch, kein Ankommen,
und immer ist es anders, als es war,
wenn der Himmel
langsam leise wird
ohne dass Gewitter sich entladen.
Warten, wach bleiben
bis das Knäuel
sich auflöst in die Zerbrechlichkeit,
wo das Herz nicht heilen will und
das Abwesende sich aufdrängt
in eine abstruse Zuversicht.
(© Monika Minder, 15. März 2022)
Gerade dort,
wo Kinder sterben,
werden Gräser lautlos,
klagen die Stunden im
Dunkeln des Werdens
Träume
ins Heimatlose,
zehren an uns die
Würmer der Angst,
seufzen Winde
Trümmer in Kompendien
einer amorphen Welt,
in dieser gerade
alle Wege wie
Schnittblumen
hinzuwelken
drohen.
(© Monika Minder, 14. März 2022)
Die Dunkelheit lässt sich gut verdrängen,
bis es so dunkel ist, dass sie sich aufdrängt.
Hinsehen, wo es unbequem ist, wer will das schon!
Das Dünnhäutige lässt sich gut verstecken,
bis die Seele das Verbindliche entdeckt.
Wo Menschen aushalten, von denen man
denkt, man braucht sie nicht, wird Licht
zu Dunkelheit und Dunkelheit zu Licht.
Die Tage an Bildern festmachen,
jetzt, wo der Himmel ausfranst
und die Hilflosigkeit der Menschen
eine Zumutung in Bleistifte spitzt,
Luxusprobleme weiterhin in Watte
modelliert werden und Schuld
allmählich in naive Schultern rinnt.
Nichts bleibt, wie es ist,
weil was bleibt, verwandelt nicht.
(© Monika Minder, 13. März 2022)
Wenn erst die Bedenken verfliegen
und dieses: "Es werde Licht!"
stärker ist als kriegen,
die Sonne mehr besticht
und Tauben fliegen.
Wenn erst die Blumen wieder blühen
und wir es wagen, Kinder zu sein,
das Ungeteilte teilen und die Mühen,
die Finsternis und die Einsamkeit.
Wenn erst die Bedenken verfliegen
und hinter der Welt Bäume stehen,
das Böse verstummt unter der Liebe
und wir hinaus über die Furcht sehen.
Wenn erst der Winter durch die Flüsse zieht,
der Himmel blaut und wir begreifen,
dass im Frieden oft mehr Krieg liegt,
in den Kompromissen und im Schweigen.
(© Monika Minder, 6. März 2022)